#55 Woyzeck ist eine offene Wunde

»Woyzeck« von Georg Büchner: »Ein vielmal vom Theater geschundener Text, der einem Dreiundzwanzigjährigen passiert ist, dem die Parzen bei der Geburt die Augenlider weggeschnitten haben«. (Heiner Müller)

Büchner konnte die Augen vor der düsteren Massenarmut seiner Zeit nicht verschließen. Er beschrieb, wie die Umstände den Menschen prägen, wie Mittellosigkeit, Arbeitshetze, Drill und permanente Demütigungen ihn entwürdigen. Zum ersten Mal wurden durch Büchner die Arbeit und die Angst vor deren Verlust als Element der Unterdrückung literarisch thematisiert und einer der »Geringsten« als Prototyp einer ganzen Klasse ins Zentrum gestellt. Das Theater Heilbronn eröffnet am 23. September 2023 die Spielzeit 2023/2024 mit diesem komplexen Gesellschaftsstück, das an Brisanz nichts verloren hat. »Woyzeck ist die offene Wunde.« (Heiner Müller) Intendant Axel Vornam führt Regie. Sven-Marcel Voss spielt Woyzeck, Romy Klötzel die Marie. Ingrid Richter-Wendel wird in dieser Inszenierung mit 90 Jahren die Großmutter spielen.

Katja Schlonski war in den Proben dabei und gewährt ein paar akkustische Eindrücke. Außerdem hat sie sich mit dem Regisseur und der Schauspielerin Ingrid Richter-Wendel unterhalten. Und sie hat Hannes Finkbeiner befragt. Der ehemalige Leiter der Aufbaugilde Heilbronn weiß aus seiner beruflichen Erfahrung sehr genau, was Armut auch heute mit Menschen macht.

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